Azoren und Madeira: Portugals einzigartige Inselweine.

Besonders spektakulär sind Portugals Inselweine von den Azoren und Madeira. Wir haben die «Azores Wine Company» auf den Atlantik-Inseln besucht und waren restlos begeistert.

rotwein

Azores Wine Company: Ein Herzensprojekt mit langer Historie.

António Maçanita ist ein grosser Weinfreak, ein Winzer-Genie und vor allem ein Macher. Er scheut keinen Aufwand, ist von der Qualität überzeugt und erweckte mit der «Azores Wine Company» die lange Weinbautradition auf den Azoren wieder zu neuem Leben. Dieses Herzensprojekt von António und Felipe wird trotz allen Widrigkeiten mit enormer Passion geführt. Von diesen spektakulären, einzigartigen Terroirs und den extremen Bedingungen konnten wir uns im September 2023 vor Ort selber überzeugen. Wir sind nicht nur von der atemberaubenden Landschaft, sondern auch von den grossartigen und charaktervollen Weinen restlos begeistert. 

Immenser Aufwand und extreme Bedingungen.

António gründete 2014 mit Felipe Rocha die «Azores Wine Company». Ein verrücktes Projekt, denn der Weinbau auf den Azoren ist ein schwieriges und enorm aufwendiges Unterfangen. Die Reben befinden sich fast ausschliesslich auf der Vulkaninsel Pico, wo sie tief in den vulkanischen Basaltböden wurzeln und extremen Wetterbedingen ausgesetzt sind. Der Aufwand für das Bewirtschaften der Rebstöcke ist immens: Heftige Regenschauer, starke Winde, Hitzeperioden und sogar Überschwemmungen als Folge von Hurricanes stellen jedes Jahr neue Herausforderungen dar. Die Reben befinden sich unmittelbar am Meeresufer, teilweise nur gerade 50 bis 100 Meter vom Atlantik entfernt. Angelegt sind sie in tiefer Gobelet-Erziehung, nur einen halben Meter über dem Boden. Jeder einzelne Rebstock ist von einer Trockenmauer aus Vulkangestein umgeben. Diese wurden alle in reiner Handarbeit angelegt, um die Reben vor den extremen Bedingungen zu schützen.  

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Mit welch drastischen Wetter-Kapriolen man auf den Azoren konfrontiert ist, zeigen besonders die immer wiederkehrenden Hurricanes. Der letzte fegte 2019 über die Atlantik-Inseln und hat durch die extrem hohen Wellen die küstennahen Regionen stark in Mitleidenschaft gezogen. Besonders betroffen war davon die küstennahe 1,4 ha kleine Einzellage «Aards». Das überlaufende Wasser hat hier einen beachtlichen Teil der über 120 Jahre alten Reben zerstört und den ohnehin minimalen Ertrag nochmals drastisch reduziert. Deswegen geben António und Felipe aber dieses Herzensprojekt sicher nicht auf. Im Gegenteil: Hier wird jeden Tag akribisch gearbeitet mit dem stetigen Ziel, die Azoren-Terroirs mit bestmöglicher Qualität in die Flasche zu bringen. 

«Die Reben befinden sich so nahe an der Küste, dass man hier «die Krabben singen» hört. Das ist etwas ganz besonderes.»

Felipe Rocha (Azores Wine Company)

Mineralische Weissweine aus autochthonen Rebsorten.

Über 90% der Rebfläche ist mit weissen Rebsorten bestockt. Angebaut werden fast ausschliesslich autochthone Rebsorten wie Arinto dos Açores, Terrantez do Pico und Verdelho. Wie gross das Engagement für diese einheimischen Sorten ist, zeigt der Werdegang der Sorte Terrantez do Pico auf: Sie schien nicht mehr zu existieren, nur noch 89 Rebstöcke waren übrig, als António Maçanita sie im Jahr 2010 entdeckte und dank neuen Stecklingen wieder in den küstennahen Rebbergen kultivieren konnte. Mittlerweile gibt es auf Pico wieder über 20 ha «Terrantez do Pico» und die daraus gekelterten Weine sind einfach fantastisch! Ausgebaut im Edelstahltank und in gebrauchten französischen Barriques, zeigen sie ein florales Profil, besitzen viel Tiefe und die Azoren-typische Salzigkeit.

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Die Hauptrolle spielt aber dennoch die Sorte Arinto dos Açores. Sie bringt die vulkanischen Terroirs am besten zum Ausdruck, was bereits die Basisweine eindrucksvoll aufzeigen. Das absolute Highlight sind jedoch die Abfüllungen der Einzellagen. Sie befinden sich nur gerade 50–150 Meter vom Atlantik entfernt, sind mit alten, teilweise über 120-jährigen Reben bestockt und wurzeln in kargen Basaltböden. Die Erträge sind winzig, der Aufwand ist auch hier immens und so ist jede Flasche in kleines Unikat. Qualitativ sind sie auf Augenhöhe mit den grossen Weissweinen dieser Welt. Einzigartig macht sie aber die unverwechselbare Azoren-DNA, die mediterranen Charme perfekt mit kühler Frische vereint. 

Wir durften selber mit anpacken und können bestätigen: Die Ernte ist hier enormer Aufwand.
Wir durften selber mit anpacken und können bestätigen: Die Ernte ist hier enormer Aufwand.

Neues Projekt auf Madeira und Porto Santo.

Vor wenigen Jahren startete António Maçanita in Madeira zusammen mit Nuno Faria, einem der renommiertesten Gastronomen der Insel, das Weinbauprojekt «Companhia de Vinhos dos Profetas e dos Villões». Die Insel liegt knapp 1000 km südwestlich von Lissabon und ist bekannt für langlebige und hochwertige Süssweine. Doch Klima und Böden sind ebenso prädestiniert, um grosse trockene Weissweine zu keltern. Besonders die beiden Sorten Caracol und Listrão (= Palomino Fino) fühlen sich auf den kalkhaltigen Sandböden der Nebeninsel Porto Santo ausgesprochen wohl. António und Nuno konnten hier einige Parzellen mit alten, teilweise bis zu 80-jährigen Reben übernehmen, um daraus verschiedene Kleinstfüllung zu keltern. Die Reben sind in extrem niedriger Buschform erzogen und liefern zwar kleine, aber qualitativ grandiose Erträge. Der Aufwand ist enorm gross, denn auch hier herrschen teilweise extreme Wetterbedingungen wie z.B. Trockenheit und starke Winde. Alles geschieht hier manuell, eine mechanische Bearbeitung ist schlicht nicht möglich. 

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Geniale Weisswein-Raritäten mit viel Charakter.

Nach unserem Besuch auf den Azoren ging es zurück nach Porto. Im herzerwärmenden Ambiente im Restaurant «Cozinha das Flores» konnten wir gemeinsam mit David Marques (Export Manager von António Maçanita) den neuesten Jahrgang der Madeira-Weine verkosten. Einmal mehr kamen wir aus dem Staunen kaum heraus und waren von der Qualität der Weine enorm beeindruckt. Wir hatten grosse Weissweine voller Terroir-Charakter im Glas. Knochentrocken, komplex, stets mineralisch und vor allem erstaunlich frisch. Unglaublich, wie trinkfreudig, tänzerisch leicht und voller Spannung die Weine aus einer solch warmen und trockenen Anbauregion sind – absolut brillant. Chapeau! 

Ein ganz besonderes Wein-Bijou ist der reinsortige Listrão mit der Zusatzbezeichnung «Vinho da Corda». Dieser astreine und absolut geniale «Orange Wine» wird aus den ältesten Parzellen und dem Most aus der zweiten Pressung gekeltert. Durch die hohe Extraktion von Tanninen und Farbstoffen besitzt er viel Gripp, Komplexität und eine geradezu steinige Mineralität. Dabei wird hier nicht etwa ein Wein-Trend imitiert, sondern einer alten Tradition gefolgt. Weine in diesem Stil werden hier schon seit vielen Jahrzenten erzeugt, schon lange bevor der Begriff «Orange Wine» in Mode kam. Entsprechend reintönig, tiefgründig und eigenständig begeisterte uns diese Rarität, von der jährlich nur gerade etwa 1200 Flaschen produziert werden. 

Ebenfalls positiv überrascht hat uns der federleichte und herrlich saftige Rotwein aus der Rebsorte Tinta Negra. Die Reben befinden sich auf der Hauptinsel Madeira und wurzeln dort tief in vulkanischen Böden. Nur etwas mehr als 3000 Flaschen werden davon jährlich abgefüllt. Je nach Jahrgang werden rund 20–40% der Stiele mitvergoren, was dem Wein seine zusätzliche Frische und seine kernige Struktur verleiht. Schon das Bouquet lädt ein, immer wieder daran zu schnuppern: rote Beeren, Hagebutte, Gewürze, Kräuter, etwas Rauch – genial! Doch das ist kein konzentriertes Gewächs mit dunkler Farbe, Kraft und Dichte, sondern ein trinkfreudiger Charakterwein mit moderatem Alkoholgehalt für Finessentrinker. 

Einzigartige Weinerlebnisse fernab vom Mainstream.

Wir konnten auf dieser wundervollen Portugalreise einzigartige Weinerlebnisse geniessen. Die Regionen und Terroirs sind spektakulär, die autochthonen Traubensorten voller Facetten und neuen Aromen. Alle Weine waren extrem eigenständig, fernab von jeglichem Mainstream und dabei qualitativ stets auf allerhöchstem Niveau.

 

Doch ganz besonders sind immer die Gespräche und Begegnungen mit unseren Winzern. Ohne sie, ohne ihre grosse Passion und ohne ihre akribische Arbeit wären solche Weinerlebnisse überhaupt nicht möglich.

 

Wir freuen uns darum ganz besonders, diese Weinerlebnisse mit Ihnen zu teilen und Ihnen diese handgefertigten, charaktervollen Weine in der Schweiz exklusiv anbieten zu können. 

Marcio Hamann

Leiter Online Business / Content Manager

Marcio ist diplomierter Weinakademiker und mit Leib und Seele ein Weinfreak. Nach vielen Jahren in der IT-Branche ist er nun glücklich, seine Passion für den Wein auch beruflich ausleben zu können. Er arbeitet bei uns als Content Manager und ist Leiter Online Business. Zudem kümmert er sich leidenschaftlich um das Champagner- und Schaumweinsortiment.