Loire

Mit ihren 1006 Kilometern Länge ist die Loire der längste Strom Frankreichs. Von ihrer Quelle aus im Zentralmassiv schlängelt sie sich wild durch atemberaubende Landschaften. Historische Schlösser und unzählige Weingebiete säumen ihr Ufer. Das Loiretal wird verständlicherweise auch als «Jardin de la France» bezeichnet.

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Loire

Der letzte wilde Fluss Europas.

Mit ihren 1006 Kilometern Länge ist die Loire der längste Strom Frankreichs. Von ihrer Quelle aus im Zentralmassiv schlängelt sie sich wild durch atemberaubende Landschaften. Historische Schlösser und unzählige Weingebiete säumen ihr Ufer. Das Loiretal wird verständlicherweise auch als «Jardin de la France» bezeichnet. Im Jahre 2000 wurde die «kulturelle Landschaft Loiretal» von der UNESCO als Weltkulturerbe erklärt.  

 

Die wichtigsten Appellationen befinden sich zwischen den Pays Nantais, die bis zur atlantischen Küste ragen, und der Centre-Val de Loire mit Sancerre und Pouilly-Fumé.


Cool-Climate-Weine und Klimaerwärmung

Grundsätzlich befindet sich das Loiretal in einer kühlen Klimazone. Sie ist zwar kontinental geprägt, wird aber auch vom Atlantik beeinflusst. Auch die Loire hat einen zum Teil entscheidenden Einfluss auf die Trauben. Denken wir zum Beispiel an die Edelfäule, die nur bei Nebel entsteht, der sich in den Rebbergen niederlässt. Stürme und kalte Winde können den Reben zusetzen und nicht selten sind auch verheerende Hagelstürme ein grosses Problem.


Doch auch hier ist die Klimaerwärmung spürbar. Die aromatische Struktur des Weines wirkt reifer, die Tannine bei den Rotweinen sind feiner und körniger. Alles in allem wirken die Weine nahbarer und charmanter. Zum Glück halten sich die Alkoholwerte noch in einem mittleren Bereich auf, was die edlen Tropfen bekömmlicher und finessenreicher macht. 

 

Geschichte – einige Eckdaten

Der Weinbau geht im Loiretal bis auf das 6. Jahrhundert zurück. Die Traubensorte Chenin Blanc wird erstmals im Jahr 845 südlich von Angers erwähnt. Auch beim Cabernet Franc, eigentlich aus der baskischen Region stammend, wird vermutet, dass er schon im 11. Jahrhundert an der Loire kultiviert wurde. Seit dieser Zeit wird auch reger Handel mit Weinen betrieben. Sowohl in den Pariser Bistrots als auch nach England exportiert, gelangten die Gewächse der Loire in der gehobenen Gesellschaft zu prestigeträchtigem Bekanntheitsgrad.  

 

Im Loiretal werden mehr Weissweine produziert als in allen anderen Regionen Frankreichs. Die wichtigsten Sorten sind Chenin Blanc, Sauvignon Blanc und Melon de Bourgogne. Neben diesen findet man auch Chasselas, Chardonnay oder die lokalen Sorten Orbois und Romorantin.

 

Das Weinanbaugebiet Val de Loire ist auch ein wichtiger und hochqualitativer Lieferant an Rotweinen, vor allem aus der überragenden Traubensorte Cabernet Franc, auch Breton genannt. Aber auch andere Sorten haben ihren wohlverdienten Platz wie zum Beispiel Pinot Noir, Gamay, Cabernet Sauvignon, Malbec (auch Côt genannt), Pineau d’Aunis und der rare Grolleau

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Weingebiete

Pays Nantais

Das Weinanbaugebiet Pays Nantais wird klimatisch stark vom Atlantik beeinflusst. Das kühle, maritime Klima ist für die niedrigen Alkoholwerte und die hohen Säuren der Weine verantwortlich. Der Boden ist eher von Granit geprägt als die üblichen Kalkböden an der restlichen Loire. Hier ist Muscadet-Land! 

 

Die Region, hauptsächlich mit Melon de Bourgogne bepflanzt, unterteilt sich in folgende Appellationen: 

Muscadet-Coteaux de la Loire AOP 

Muscadet-Côtes de Grandlieu AOP  

Muscadet-Sèvre et Maine AOP

 

Dabei spielt ganz klar die Muscadet-Sèvre et Maine AOP die führende Rolle. Die hier produzierten Weissweine, meistens «sur lie» (bis zur Flaschenabfüllung auf der Feinhefe gelagert), zeichnen sich durch tiefe Alkoholgrade, zupackende Säure und feine Mineralik aus. Es sind eher keine fruchtigen Weine. Salzig und straff passen sie fantastisch zu Meeresfrüchten aller Art.  

Anjou-Saumur

Zwischen den Pays Nantais und der Touraine liegen die Regionen Anjou und Saumur, die grösste Anbauzone des gesamten Loiregebiets. Sehr dynamisch, facettenreich und mit vielen Appellationen gespickt. Es werden alle Weinstile gekeltert: Weiss- und Rotweine, Schaumweine und weltberühmte Süssweine.  

 

Die Weissweine werden aus der Traubensorte Chenin Blanc produziert, die langsam reift und ihre natürliche Säure in dem moderaten Klima der Loire bis zur Ernte halten kann. Rotweine und Rosés werden meistens aus Cabernet Franc, Cabernet Sauvignon und Grolleau hergestellt. Für die Roséproduktion ist vor allem die Traubensorte Grolleau äusserst beliebt.  

 

Anjou AOP ist eine grosse, flächendeckende Appellation. Auch Weine aus der Saumur AOP können als Anjou AOP gekennzeichnet werden, umgekehrt jedoch nicht.


Es gibt unzählige Appellationen innerhalb dieser grossen AOP. Nachfolgend werden die bekanntesten und wichtigsten vorgestellt:  

Savennières 

Die AOC Savennières liegt direkt an der Loire, eingebettet in der grösseren AOC Anjou. Ein kleiner Flecken Rebland, mit Chenin Blanc bestockt und weltberühmt für die hohe Qualität und Langlebigkeit der Weine

 

Die Stile sind unterschiedlich: Es werden sowohl fantastische Süssweine als auch die besten trockenen Chenin Blancs produziert. Von sec, demi-sec, bis moelleux und doux bietet diese aussergewöhnliche Traube das ganze Spektrum an.


Die Böden – der feine Unterschied

Anders als an vielen Orten an der Loire, wo der Boden von Kalk, Tuff und Muschelkalk dominiert wird, wechselt hier die Art des Bodens dramatisch. Es sind vor allem schiefrige Sandböden, mal steiniger, mal sandiger. Auch vulkanische Formationen kommen vor. An einigen Orten ist der Schiefer eher bläulich oder grau, an anderen eher rötlich. Dieser Boden ist zusätzlich für die Einzigartigkeit der hier gekelterten Weine verantwortlich.  


Coteaux du Layon – Coteaux de l’Aubance – Quarts de Chaume – Bonnezeaux 

Diese Süsswein-Appellationen liegen alle mehr oder weniger an den Ufern des Flusses Layon. Dieser mikroklimatische Bereich, südlich der Loire gelegen, verhält sich ähnlich wie das Sauternes in Bordeaux. Morgendlicher Nebel im Herbst legt sich auf die Rebberge und begünstigt den Befall von Edelfäule, die sogenannte Botrytis. Es ist gesetzlich vorgeschrieben, dass die Trauben in mehreren Durchgängen «tri» gelesen werden müssen. So entstehen Süssweine mit enormer aromatischer Tiefe und Komplexität. Die Sorte Chenin Blanc ist prädestiniert für grosse Süssweine.  

 

Anjou Villages – Anjou Brissac  

In diesen Appellationen sind nur Rotweine (Cabernet Franc und Cabernet Sauvignon) erlaubt. Sie gehören zu den feinsten Vertretern an der ganzen Loire. Eher leicht und schlank im Stil überzeugen sie durch Trinkfluss und Bekömmlichkeit.  

 

Saumur – Saumur Champigny – Crémant de Loire 

Die Appellation Saumur stellt alle Weinstile ausser Süssweine her: Saftige Weissweine und kernige Rotweine, vor allem aus der Saumur-Champigny AOP. Die Hälfte der Reben ist der Schaumweinproduktion vorbehalten.  

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Vouvray

Vouvray, eine reine Weisswein-Appellation, ist die grösste an der Loire. Alle Stile werden hergestellt, von sprudelnd, trocken bis zu süss. Es sind grandiose Weine und neben Savennières die absolute Spitze in Sachen Chenin Blanc. Die Appellation Montlouis-sur-Loire erfährt in den letzten Jahren einen Höhenflug und ist einen Besuch wert. 

Touraine

Die Touraine ist die zweite grosse Weinregion und auch eine Appellation an der Loire. Die Böden bestehen aus dem bekannten Tuff, ein stark komprimierter Kalkboden. Hier keltern renommierte Produzenten die besten Rotweine und weltberühmte Weissweine. Denken wir nur an die Domaine Huet in der AOP Vouvray.  

 

Chinon – Bourgueil – Saint-Nicolas-de-Bourgueil

Diese drei Appellationen sind das Mass aller Dinge in Bezug auf Rotweine mit Tiefe, Komplexität und Langlebigkeit. Chinon stellt auch Weissweine aus 100% Chenin Blanc her, der Anteil an Rotweinen überwiegt jedoch deutlich. In allen drei Appellationen sind nur die Traubensorten Cabernet Franc und maximal 10% Cabernet Sauvignon in der Assemblage erlaubt.  

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Les Vallées Central

Die im Herzen von Frankreich gelegene Weinregion ist klar Sauvignon-Blanc-Land, aber auch hochwertiger Pinot Noir wird hier gekeltert. Das Klima ist wie in vielen Weinregionen, die im Inneren des Landes liegen, kontinental. Durch die nördliche Lage kann man es durchaus zu den Cool-Climates zählen. Doch auch hier macht sich die Klimaerwärmung bemerkbar. Die Weine wirken zum Teil voller und kräftiger und eignen sich erfolgreich für den Ausbau im Barrique oder Demi-Muid.  

Sancerre

Hier entsteht Sauvignon Blanc der absoluten Topklasse. Einige Winzer sind vom traditionellen Ausbau in Stahltanks oder Betoncuves zu Barriques und Demi-Muid übergegangen. Der Pinot Noir hat sich dementsprechend verändert und kommt aromatisch in den besten Jahren an einige Burgunder heran. Die Sauvignons bekommen einen Bordeaux-Touch, wobei sie ihren Charakter beibehalten.  

Wichtige Bodenstrukturen in Sancerre heissen Silex und Terres Blanches, ein verwitterter Mergel. Vor allem im Westen der AOC befindet sich der sehr begehrte, reine weisse Kalkboden. Daneben gibt es noch die Caillottes, ein etwas steiniger Kalk mit Brocken durchsetzt.  

Pouilly-Fumé

Die Weine aus Pouilly-Fumé zeigen sich etwas floraler als die Sauvignons aus Sancerre, auch fallen sie etwas leichter aus. Was viele nicht wissen, hier wird auch Chasselas angebaut und erfolgreich unter der Appellation Pouilly-sur-Loire gefüllt. In der AOP Pouilly-Fumé finden wir vor allem Kimmeridgium Marl, ein kalkartiges Gestein mit versteinerten Seeigeln, und Oxfordian Limestone, ein ganz weisser Kalk, den man auch an den Küsten Südenglands antrifft.