Kellers Kolumne: Silvia Heinrich.

Es gibt berühmte Weinlagen, die faszinieren und die Herzen vieler Geniesserinnen und Geniesser höherschlagen lassen, etwa ein Chambertin aus dem Burgund. Es gibt auch Rebberge, zu denen man als Weinliebhaber eine besondere Beziehung aufgebaut hat. Sei es wegen ihrer spektakulären Landschaft, sei es wegen des noblen Crus, der dort entsteht. Bei mir gehört unter anderen die Riede Goldberg im österreichischen Burgenland in diese Kategorie. Sie befindet sich im Alten Weingebirge des Ortes Deutschkreutz. Die erste Annäherung erfolgte über einen Wein, der mich vor Jahren fasziniert hatte und heute noch begeistert. Es handelt sich um den Blaufränkisch Goldberg Reserve der charismatischen Winzerin Silvia Heinrich.

Das ist nicht irgendein Rebberg, sondern die beste Lage in Deutschkreutz. Schon die Grosseltern von Silvia Heinrich haben in ihrem Hochzeitsjahr 1947 ihren Verwandten geholfen, einen Weinberg am Goldberg anzupflanzen. Die Eltern der Winzerin hatten dann 1980 die Möglichkeit, drei Hektaren endlich wieder (zurück-)zukaufen. Und sie erkannten das grosse Potenzial, denn vom Goldberg stammen ohne Übertreibung die besten Blaufränkisch-Trauben. Sie sind kleinbeerig, konzentriert und bringen wenig Ertrag – Faktoren, die der Qualität der Weine förderlich sind. Die besten Tropfen aus dem Weingut Heinrich stammen aus dieser Lage, etwa der rare Cupido, der von der Zeitschrift «Falstaff» grossartige 99 von 100 Punkten erhalten hat. Und der bereits erwähnte Goldberg Reserve. Der 2019er gewann kürzlich den Salon Österreich Wein, der als härtester Weinwettbewerb des Landes mit über 1000 eingereichten Gewächsen gilt.

Es sind für Silvia Heinrich wahrlich goldene Zeiten am Goldberg. Allein an dieser Lage bewirtschaftet sie samt Team heute inzwischen sieben der total 32 Hektaren. Ihr Engagement und kompromissloses Qualitätsdenken sind vorbildlich – seit Jahren. Sie will Weine keltern, die ihr selbst schmecken und Lust auf mehr machen. Diese sollen zudem ihre Herkunft widerspiegeln und ihre Handschrift tragen. Für diese Philosophie ist der hochwertige und für die Böden und das milde Klima im Burgenland bestens geeignete Blaufränkisch der perfekte Vermittler und Terroir-Botschafter.

Was gefällt mir besonders am Blaufränkisch Goldberg? Es ist ein aromatisch vielschichtiger Wein, der auf souveräne Art und Weise Kraft mit Eleganz verbindet. Er ist nie schwer, opulent oder breit. Und er reift hervorragend. Silvia Heinrich glaubt, dass sich ein Wein nach sieben Jahren am schönsten präsentiert. Für die sympathische Winzerin und zweifache Mutter machen Weine bestimmte Entwicklungsetappen durch. Ich sehe es etwas profaner: Der Goldberg Reserve macht zu jedem Zeitpunkt Spass und bereitet Genuss.

Peter Keller