Kellers Kolumne: Dorli Muhr ist auf dem Höhepunkt ihres Schaffens.

Der neueste Jahrgang 2021 der österreichischen Top-Winzerin wurde so hoch bewertet wie noch nie zuvor – zu Recht.

rotwein

Wer finessenreiche Blaufränkisch-Weine mag, kommt an der österreichischen Winzerin Dorli Muhr aus Carnuntum nicht vorbei. Schon seit Jahren gehören ihre Crus zu meinen Favoriten. Der neueste Jahrgang 2021 wurde so hoch bewertet wie nie – zu Recht.

Österreich besitzt einen Rotwein-Trumpf: die hochwertige und charaktervolle Sorte Blaufränkisch. Davon angetan ist auch die Winzerin Dorli Muhr. Sie besitzt im Anbaugebiet Carnuntum mit dem Spitzerberg das perfekte Terroir. Ein kontinentales, trockenes, oftmals windiges Klima sowie einzigartige, karge Kalkstein-Böden bilden die idealen Bedingungen, um in dieser Lage eigenständige, herkunftsbezogene Weine zu erzeugen.

«Die Muhr-Stilistik entspricht exakt meinen Vorstellungen. »

Peter Keller

Ich geniesse ihre Blaufränkisch-Gewächse seit Jahren mit grossem Vergnügen, denn die Muhr-Stilistik entspricht exakt meinen Vorstellungen. Die Winzerin, die zudem mit Wine&Partners eine Agentur für Marketing und Public Relations im Wein- und Food-Bereich führt, will nämlich aromatische, leichtfüssige, elegante Rotweine keltern, die jeweils von einer grossen Frische geprägt sind. Genau das Gegenteil dessen, was in Österreich oft gefragt war und immer noch ist, nämliche körperreiche, kräftige Beispiele.

Lange Zeit füllte Dorli Muhr den Blaufränkisch Spitzerberg ab. Seit 2019 ist es anders: In die Flaschen kommen Einzellagen-Tropfen – so wie es im Burgund praktiziert wird. Das renommierte französische Anbaugebiet ist zwar nicht zwingend ihr Vorbild gewesen, ihre Unikate erzählen aber ebenfalls spannende Geschichten darüber, wo die Weine gewachsen sind. Wichtig sind somit die Lagen - die Sorte ist lediglich ein Werkzeug, um die Herkunft der Weine auszudrücken.

Peter Kellers Liebling: Blaufränkisch Ried Spitzerberg Obere Roterd 2021 1 ÖTW

Das ist wohl einer der besten Blaufränkisch, den ich je degustiert habe. Seine Eleganz und Feinheit sind berührend. Der spannungsreiche Rotwein ist dicht, tiefgründig und langanhaltend. Das erinnert an einen grossen Burgunder. Trotzdem bleibt der Blaufränkisch eigenständig. Das Bouquet enthüllt eine auffällig würzige Note, die jedoch mit fruchtigen Kräuter-Anklängen ergänzt wird. Ein Cru mit toller Zukunft. Grosses Rotwein-Kino!

Der gerade in den Verkauf gekommene Jahrgang 2021 bildet den Höhepunkt des bisherigen Schaffens von Muhr. Ich habe alle Lagenweine verkostet – und bin davon fasziniert. Jeder Blaufränkisch setzt in Sachen Feinheit absolute Massstäbe. Der Ried Spitzerberg Obere Roterd Erste Lage präsentiert sich gar fast so seidig wie ein Grand Cru Musigny aus dem Burgund, wie ein Kritiker geschrieben hat. Ebenso zur absoluten Spitze gehört der tiefgründige, strukturierte, mineralisch geprägte Ried Spitzerberg Obere Spitzer Erste Lage. Für einmal ist das Prädikat «Weltklasse» nicht übertrieben.

So ist es nicht erstaunlich, dass der neue Jahrgang von Dorli Muhr in Expertenkreisen durchwegs mit sehr hohen Noten bewertet wird. Beispielsweise James Suckling, einer der wichtigsten internationalen Weinkritiker, vergibt für den Oberen Spitzer 98 von 100 Punkten, für den Oberen Roterd sowie den Kranzen jeweils 96 Punkte sowie für den Kobeln «Liebkind» 95 Punkte. Und auch die britische Master of Wine Jancis Robinson, bekannt für ihre eher strenge Kritik, ist euphorisch. Die Resultate liegen zwischen 18,5 und 17+ von 20 Punkten.

«Wer finessenreiche, herkunftsbezogene Rotweine liebt, kommt an den Blaufränkisch von Muhr nicht vorbei.»

Peter Keller

Bleibt als Fazit: Wer finessenreiche, herkunftsbezogene Rotweine liebt, kommt an den Blaufränkisch von Muhr nicht vorbei. Sie reifen zudem perfekt und stellen somit eine genussvolle und risikolose Investition in die Zukunft dar. Cheers!

Peter Keller

Kolumnist

Wir freuen uns sehr, den bekannten und renommierten Weinjournalisten Peter Keller bei Gerstl begrüssen zu dürfen. Der Weinakademiker schreibt regelmässig eine Kolumne zu einem selbstgewählten Thema. Das können persönlich gefärbte Wein-, aber auch andere Genuss-Geschichten sein, die einen Mehrwert bieten. Peter Keller ist langjähriger Kunde des Hauses und schätzt das breite, vielfältige und hochwertige Sortiment, das einige seiner Lieblingsweine enthält.